Bild: MMag. Thomas Meneder, OÖ HightechFonds und Ing. Mag. Christian Matzinger, CEO OÖ HightechFonds
Wie kommt man als Startup bzw. als Gründer zu Geld? Ein Investor ist naheliegend. Diesen Irrtümern sollte man bei der Investorensuche nicht aufsitzen:
Irrtum #1: In der Krise findet man sowieso keinen Investor
Doch – Investoren gehen häufig gerade in solchen Zeiten offensiv vor. „Buy when there is blood on the streets“ sagt schon eine alte Börsenweisheit. Allerdings macht die Krise das Fundraising nicht gerade einfacher. Bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie war die Anzahl der Frühphasendeals zuletzt rückläufig – Risikokapitalgeber waren und sind weiterhin eher auf Follow-On-Finanzierungen bestehender Investments fokussiert. Neue Ventures haben öfter das Nachsehen. Family Offices mit Industriebackground werden fürs Erste die Frühphasenneuinvestments zurückschrauben, Business Angels rarer werden – aber das heißt noch lange nicht, dass es keine Investoren gibt. Jene Investoren, die weiter aktiv sind, achten jetzt stärker darauf, dass es ein klares Geschäftsmodell, einen nachvollziehbaren Weg zur Profitabilität und erste Markterfolge („traction“) gibt.
Irrtum #2: Ein genialer Erfinder / eine geniale Idee verkauft sich von alleine
Ganz und gar nicht: Eine geniale Idee ist nur eine von vielen verschiedenen Zutaten, die es braucht, um ein Startup zum Erfolg zu bringen. Auch das richtige Team (siehe auch Irrtum #3), das richtige Timing und die richtigen Investoren zählen dazu. Und: Man muss immer in der Lage sein, sich selbst, seine Idee, sein Produkt überzeugend zu vermitteln – also zu verkaufen. Venture Capital Fonds sehen Hunderte von Investitionsgelegenheiten im Jahr. Entsprechend schnell, klar und verständlich müssen Gründer auf den Punkt kommen. Also bitte keine Berührungsängste beim „Verkaufen“.
Irrtum #3: Mit einem guten Geschäftsmodell ist es egal, ob man alleine oder im Team gründet
Nein – Investoren bevorzugen Teams. Einzelgründer sind bei manchen Investoren sogar ein Ausschlussgrund und erhalten grundsätzlich kein Investment, egal wie gut das Geschäftsmodell ist. Warum? Für Investoren zählen das größere Know-How bzw. die breitere Erfahrungsbasis von Gründerteams und auch die größere Resilienz, wenn ein Gründer aussteigen/ausfallen sollte.
Irrtum #4: Zu viele Investoren sollte man vermeiden
Viele Köche verderben den Brei? Gerade in Österreich höre ich das oft. Grundsätzlich richtig, aber ich habe schon funktionierende Startups mit 40 und mehr Einzelinvestoren gesehen. Entscheidende Vorteile einer breiten Investoren-Community liegen in der Risikostreuung für das Startup (Man ist nicht von der Kapitalkraft bzw. Investitionslaune eines einzigen Investors abhängig!), mehr Zusatznutzen (Denn mehr Investoren bringen nicht nur Kapital, sondern auch mehr Kontakte, mehr Know-How, mehr Kunden, mehr Presse!). Davon profitieren auch die Investoren selbst, denn die „Verantwortung“ ist ja ebenso gestreut. Sicher ist die Entscheidungsfindung in solchen Konstrukten komplexer, aber es gibt gute Mechanismen, die Investorengemeinschaften zum Funktionieren bringen – z.B. wenn sich mehrere Investoren um einen Lead scharen oder mehrere Klein-Investoren ihr Engagement in einem Special Purpose Vehicle (SPV) poolen. Im Portfolio des OÖ HightechFonds finden sich mehrere Beispiele für lange Investorenlisten – die Mehrzahl dieser Startups haben sich sehr gut entwickelt und die Tatsache, dass viele Investoren an Bord sind, hat eher positiv zur Unternehmensentwicklung beigetragen.
Irrtum #5: Investments zum „Angreifen“ sind besser als die x-te App
Nein. Sowohl meine eigene Erfahrung in Österreich und Deutschland, als auch die Daten des Gesamtmarkts zeigen, dass die Mehrheit der professionellen Investoren in Österreich und Deutschland im Moment digitale Geschäftsmodelle / Software bevorzugen. Stichwort: Megatrend Digitalisierung. Dazu hier mehr https://startupsventurecapital.com/why-do-so-many-hardware-startups-fail-aacb18461cf1. Natürlich gibt es auch Hardware-Investoren, das Fundraising stellt sich vergleichsweise etwas schwieriger dar als für Digitalisierungs-/Softwareprojekte.
Thomas Meneder / OÖ HightechFonds
Der OÖ HightechFonds ist ein regionaler Venture Capital Fonds, der in oberösterreichische Startups mit B2B Geschäftsmodellen im Hightech-Bereich (branchenübergreifend) investiert, sobald deren Produkt marktfähig ist und erste Umsätze macht. Der OÖ HightechFonds sieht sich als Partner an der Seite der Gründer und ist das Bindeglied zwischen regionalen Business Angels und nationalen/internationalen Venture Capital Fonds. Neben finanzieller Unterstützung profitieren die aktuell 11 Beteiligungen auch von Beratung, Know-how sowie Kontakten. Bis zu einer Million Euro sind in der ersten Finanzierungsrunde möglich. Die Mittel des Fonds werden von Europäischer Union, Land OÖ und heimischen Banken gestellt.

